Herzlich willkommen zum Podcast „Impulse für deine Motivation“. Mein Name ist Dirk Schmidt und du kannst dich wieder auf ein sehr inspirierendes und informatives Gespräch mit meinem heutigen Gast Christoph Dillenburger freuen. Ja, in der ersten Folge sprechen Chris und ich über folgende Punkte: Sei Du der Wandel, den Du in der Welt sehen willst. Und Chris hat seine Komfortzone verlassen und hat das Startup BlueFuture Project, ja, für sauberes Trinkwasser in Afrika gegründet. Superspannende Geschichte. Und unser Gespräch hat mir-, hat mich sehr positiv beeinflusst und es hat mir wieder einmal gezeigt, was alles machbar ist, wenn wir es wirklich wollen. Und nun wünsche ich Dir viel Spaß bei unserem spannenden Interview. Lieben Gruß, Dein Dirk.
Dirk Schmidt: Hallo Ihr Lieben. Schön, dass Du dabei bist und ich freue mich heute ganz besonders, dass ich in meiner alten Heimat eingeladen bin. Ja, ich bin in Saarbrücken. Vielen lieben Dank für die Einladung. Chris, (Christoph Dillenburger: Sehr sehr gerne.) danke, dass-. (Christoph Dillenburger: Schön dich hier zu haben.) Danke, dass ich da sein darf. (Christoph Dillenburger: Natürlich.) Chris, was magst du lieber: Pasta oder Pizza?
Christoph Dillenburger: Pizza, (Dirk Schmidt: Warum?) ganz klar. Es ist einfach zu machen und ich liebe es halt, vom Geschmack. So schön italienisch, mit flachem Boden
Dirk Schmidt: Was ist deine Lieblingspizza?
Christoph Dillenburger: Tatsächlich die Margherita. Weniger ist mehr.
Dirk Schmidt: Wo gibt es hier die beste Pizza?
Christoph Dillenburger: Hier? Ich würde sagen fast schon bei Vapiano, ohne jetzt irgendeinem Italiener auf die Füße treten zu wollen
Dirk Schmidt: Zumindest, Entschuldigung, ist der Name schon einmal italienisch, oder?
Christoph Dillenburger: Ja, at the end. Ist die Hauptsache.
Dirk Schmidt: Chris, wer bist du?
Christoph Dillenburger: Ich bin 25 Jahre (Dirk Schmidt: Wer bist du?) alt. Ich bin einer der Gründer des BlueFuture Projects.
Dirk Schmidt: Was ist das?
Christoph Dillenburger: Das BlueFuture Project ist ein Startup, was sich in diesem Jahr zusammengefunden hat, gegründet hat. Mit dem Ziel, möglichst vielen Menschen in Afrika den Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen.
Dirk Schmidt: Was war die Inspiration dafür?
Christoph Dillenburger: Das ist eine Frage, so eine von den tollen Fragen, die man nie mit einem Satz beantworten kann. Es gab viele Punkte. Grundsätzlich für mich kann ich schon mal sagen: Ich komme aus einem ganz anderen Bereich. Ich habe selbst gelernt und in einem Festangestelltenverhältnis gearbeitet bei einer großen deutschen Versicherung, habe dort gutes Geld verdient, habe auch immer gedacht, dass mit meiner Arbeit niemand zu Schaden kommt. Ich hatte eher sogar ein sehr redliches Bild von meiner Arbeit, weil ich gedacht habe: Weil ich mit Freunden von mir über Altersvorsorge rede, haben die ja später Geld. Oder weil ich mit denen über eine Unfallversicherung spreche, sind sie abgesichert, wenn etwas passiert. Das war mein Bild. Und dann musste ich feststellen, dass mein Unternehmen, genauso wie eigentlich jede Bank, jede Versicherung auch Rüstungsfirmen mitfinanziert, über diverse verstrickte Finanzgeschäfte. Da gibt es-, wenn man sich da genauer rumfuchst, gibt es da schon-, oder tun sich da Abgründe auf. Und da habe ich mich entschieden, das ist auf jeden Fall etwas, was ich nicht machen möchte für die Zukunft, ich wollte nicht als (?älterer Herr) der sein, der das Blut dieser Menschen, die dadurch zu Schaden kommen, ja, an den Händen kleben hat. Auch wenn mir bewusst ist, dass nur, weil ich jetzt da raus bin, das nicht direkt aufhört oder gestoppt ist. Aber dennoch, ich wollte es mit meiner Arbeit eben nicht mehr supporten. Und dann, auf der anderen Seite kann ich so ehrlich sagen, habe ich das Glück oder den Zufall, wenn man so will, dass-. Der Opa meiner Freundin ist der Hans Schales, das ist hier im Saarland bekannt, relativ bekannter Doktor Hans Schales, der hat in Dudweiler das Krankenhaus geleitet lang und ist dann als Pensionär vor 20 Jahren nach Afrika, nach Simbabwe und-, ja, weil er gesagt hat „Ich möchte nicht als Rentner hier, als Arzt, Golf spielen, sondern ich will noch einmal mit meiner Lebenszeit etwas machen, etwas tun, Menschen helfen.“ Und als ich dann sie kennengelernt habe und da die Familie kennenlernen durfte, die da so toll engagiert ist in diesem Projekt ohne Profit, ja, hat es mich so gecatcht und mir auch den Horizont gegeben für Afrika, für diese Menschen, für das Elend, für die Probleme. So kam dann eins zum anderen. Dann hab ich mich mit meinem Mitgründer, mit dem Tibor, haben wir uns zusammengetan, dahingehend, ja weil er in seinem Kopf auch immer drin hatte ein Unternehmen zu gründen, aber keins, was jetzt nur auf Profite, Profite, Zahlen aus ist, sondern idealerweise mit einer Komponente, die halt noch etwas bewegt in der Welt. Und so war dann der Weg.
Dirk Schmidt: Super, finde ich ganz toll. Finde ich ganz toll. Aber wenn jeder so denken würde, jeder Mensch, dann wäre die Welt anders. Weil Du gesagt hast „Ich kann nicht viel bewegen.“, aber das ist ja schon einmal eine sehr gute Einstellung. Wenn jeder bei sich anfängt und sauber hält, (Christoph Dillenburger: Hätten wir keine Probleme.) dann ist die Welt (?rein).
Christoph Dillenburger: Einer der Sätze, die mich in der Entscheidung beflügelt haben, ja erst mal den alten sicheren Job, gut bezahlten Job zu kündigen und in diese vage Startup-Welt einzutauchen, war in jedem Fall auch: „Sei der Wandel, den Du für die Welt sehen willst.“ Es passiert nichts, außer du tust oder bewegst dich aktiv. Und da ist es für uns dann dahingehend in diesem long-term Denken auch das Thema, dass wir idealerweise danach eine Vorbildfunktion irgendwann einnehmen möchten für junge Leute, die sagen: „Ich will Unternehmer sein. Ich will auch Geld verdienen.“ Was alles völlig legitim ist. Wenn du das Problem von einer Million Menschen löst, darfst du auch gutes Geld dabei verdient haben. Du hast das Problem von einer Million Menschen gelöst. Wenn wir das-, da eben eine Vorbildrolle einnehmen können in dem Bereich – super schön, dass noch mehr Probleme gelöst werden.
Dirk Schmidt: Sage noch einmal den Namen des Projektes.
Christoph Dillenburger: BlueFuture Project, also BlaueZukunfts Projekt.
Dirk Schmidt: Wann seid Ihr gestartet?
Christoph Dillenburger: Das war ein gleitender Beginn, wenn man so will, ich hatte eigentlich-, meine Hauptintention, meine eigentliche Intention war, mit dem Job, mit dem sicheren Job bei der Versicherung so viel Geld zu verdienen, dass ich mir nebenbei, ja, Geld anhäufen kann, Vermögenswerte anhäufen kann, die mir auch darüber hinaus Gelder bringen, sodass ich dann an einem Punkt diesen Job auf jeden Fall mal an den Nagel hängen kann, weil er mich auch nicht erfüllt hat als Mensch, wegen diesem moralisch fragwürdigem Ding. Und dann eben ab diesem Punkt schaue, was kann ich tun für die Welt? So war eigentlich der Plan. Und dann hatte ich schon gewisse Konzepte ausgearbeitet. Als dann diese moralisch fragwürdigen Dinge an das Tageslicht kamen; das war, sagen wir mal, März; habe ich dann wirklich aktiv quasi von „nebenbei, ich denke da mal ab und zu drüber nach“ zu „ich mache das jetzt Vollzeit“ vom Kopf her. Dann hat es drei Monate gedauert, bis zum Juni eigentlich, bis der Tibor und ich dann, ja, konkret seriös gestartet sind mit einer Onlinepräsenz, mit all den Dingen, die dann halt- (Dirk Schmidt: Also zwei 18 jetzt? Dieses Jahr.) Genau.
Dirk Schmidt: Klasse. Dann drücken wir Euch mal beide Daumen, (Christoph Dillenburger: Vielen lieben Dank.) ja. Ist ja etwas tolles für die Welt.
Christoph Dillenburger: Ja, wir haben jetzt schon relativ gute Dinge bewegen können oder erreichen können. Auch, wenn wir das klassische Startup sind, was von der Hand in den Mund lebt. Als Beispiel: Wir waren jetzt in Afrika, hatten drei Wochen in Arusha um uns dort mit unserem Partner zu treffen und dort alle Dinge kennenzulernen, die Menschen, die Kultur, wirklich zu schauen: Wo sind die Probleme und wie sind sie lösbar? Allein den Flug dorthin für unser Startup haben wir nicht bezahlt, sondern dadurch, dass wir uns Mühe gemacht haben vorher, was Research angeht, was die Vorbereitung, die Ausarbeitung des Konzeptes angeht, sind wir dann in eine Position gekommen, dass wir gesagt haben: „Alles klar, jetzt schreiben wir mal Reiseveranstalter, Airlines, schreiben wir die an, ob die Lust hätten auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, win-win mäßig, und da hat sich dann eben auch-, ja zwei größere Unternehmen haben sich gemeldet, haben sich bei uns gemeldet und eines hat dann den Zuschlag bekommen kann man so sagen, und die haben uns dann auch die Flüge gesponsert. Und so arbeiten wir uns so von dem Einen ins nächste und-. (Dirk Schmidt: Und wer war das?) Der Reiseveranstalter Boomerang Reisen aus Trier. Tolles Unternehmen, toller Service kann ich nur sagen. Die haben auch alles drumherum, was die Reise betrifft, wirklich toll gemacht, wo auch Tibor und ich gesagt haben: „Also wenn die jetzt irgendwie anders gewollt hätten, hätten die uns auch anders über die Kontinente schicken können und dann hätten wir auch von der Reise her einen viel beschwerlicheren Weg gehabt da für uns, das war schon sehr angenehm
Dirk Schmidt: Klasse. Chris, was sind deine Werte? (Christoph Dillenburger: Ich nehme gerade einen Schluck.) Deutsches Wasser.
Christoph Dillenburger: Genau, Wasser ist lebenswichtig. Meine Werte? Ich habe vor über einem Jahr auch ein tolles Buch gelesen und-. Ich war an einem Punkt in meinem Leben, auch in der Versicherungszeit, wo ich gar nicht glücklich war mit meiner Arbeit, einfach, es hat mich nicht erfüllt. Und ich konnte es aber nicht benennen, also all diese Probleme mit mir selber, auch in mir drin. Ich habe nur gemerkt, wie so die Motivation immer mehr abflachte und auch meine Leistung dadurch. Und mit diesem Buch kamen dann meine Werte und ich konnte die dann noch einmal neu definieren, neu für mich aufstellen und die sind halt ganz klar, wenn man es übergeordnet betitelt, wir sind alle eine Spezies Mensch, niemand ist mehr wert, niemand ist weniger wert, egal, ob jemand auf dem Arbeitsamt herumlungern muss, teilweise muss, weil gerade mit 50 die Firma insolvent gegangen ist und er jetzt keinen Job mehr hat. In einer Situation, wo dieser Mensch nichts dafür kann da ist (?der normal) und nicht weniger wert oder mehr wert. Auch die Flüchtlinge, die teilweise von Regierungsebene oder anderen Menschen bewusst ertrinken gelassen werden, da gibt es auch tolle Berichterstattungen von Monitor oder anderen investigativen Journalismusabteilungen, Sendern, die da wirklich gute Arbeit geleistet haben, die Dinge also aufdecken, wie sie sind. All die Dinge will ich für mich nicht mehr vertreten. Ich will auch dieses Lobbygeschwätz und Lobbygespräch, was wir in Deutschland in vielen Branchen haben, wenn wir jetzt an die Energiewende denken und an die ganzen Leute, die schreien: „Hey, Solar funktioniert doch nicht, wir müssen Hambach abholzen!“ Dann kann man doch ganz schnell sehen, wer dort befangen ist und wer nicht. All die Dinge will ich für mich in meinem Leben, in meinem Mikrokosmos nicht mehr dulden, weil das ja auch in der Kausalitätskette die Dinge sind, die die Probleme fördern oder hochbringen. Wenn wir-, das ganz klassische Beispiel: Wer Bomben exportiert, brauch sich nicht wundern, wenn Leute, genau, Menschen aus zerbombten Ländern und Regionen zurückkommen. Und dann die auch noch als den Sündenbock darzustellen, das sind Dinge, die will ich für mich in meinem Leben so nicht tolerieren. Das würde ich so meine Werte definieren.
Dirk Schmidt: Chris, wie hat deine Kindheit gerochen?
Christoph Dillenburger: Gute Frage. Wir haben ja im Vorgespräch kurz darüber gesprochen. Ich komme aus einem zerrütteten Elternhaus, wenn man so will. Mein Papa ist meiner Mutter und meiner Schwester, genauso wie mir, gewalttätig geworden. Das ist dann darin gegipfelt, als ich in der zweiten Klasse war, dass meine Mutter über so eine Nacht- und Nebelaktion meinen Papa verlassen hat und wir sind erst ins Frauenhaus um dort Schutz zu suchen vor dieser Situation. Dann in irgendwann eine eigene Wohnung und dann war es halt so, dass meine Mutter sehr stark auch psychisch unter dieser Situation noch litt, jahrelang, ich würde sagen heute noch und sich da nie wirklich regeneriert hat, von all diesem Druck und diesen Zuständen. Und dann war es für meine Schwester, die viereinhalb Jahre älter ist als ich und mich immer sehr schwer zu sehen, wie unsere Mutter, die dann auch nicht mehr arbeiten gegangen ist – alleinerziehend, zwei Kinder, nicht viel Geld da – wie sie a) gewirtschaftet hat, denn Zigaretten, Kaffee, das waren immer so Dinge, die waren immer da, unabhängig aber auch von Lebensmitteln und Essen für uns vielleicht und zu merken, wie du als Kind daran kaputt gehst, wenn du deiner Mutter in dieser Situation, wo du ja Verständnis auch dafür hast, helfen willst, aber abprallst. Immer nur Sprüche entgegengebracht bekommst nach dem Motto: „Werde du mal so alt, komm mal in die Situation, wenn du selbst Kinder hast, dann reden wir noch einmal“, und so nie wirklich da ernst genommen wurdest. Nach paar Jahren in dieser Teenagerzeit, Kinderzeit gegen eine Wand reden habe ich das dann auch für mich aufgegeben, weil ich gemerkt habe, ich geh daran kaputt. Dann war der Kontakt zu meiner Mutter in dieser Zeit auch nicht mehr schön, bis ich dann ausgezogen bin und so ist die Zeit dann mehr oder weniger dahinvegetiert. Schulisch dadurch viele Probleme gehabt, ich bin-. Wir haben ja auch-. Vor dem Interview haben wir ja noch im Vorgespräch ein bisschen über das Schulsystem geredet. Ich bin im Nachhinein so enttäuscht von den Pädagogen, mit denen ich in meiner Karriere so zu tun hatte, weil da auch immer der Druck von außen kam, so nach dem Motto: „Chris, wenn jetzt nicht, dann Schwererziehbarenschule oder dann hast du nur den Abschluss oder oder oder.“ Zu mir ist nie irgendein Pädagoge, ein ausgebildeter Pädagoge gekommen und hat die Frage umgedreht und gesagt: „Willst du vielleicht über irgendetwas reden? Gibt es irgendetwas, was dich bedrückt oder was nicht rund läuft?“ Wohingegen jeder ABC-Pädagoge eigentlich weiß, ein Kind ist nur ein Spiegelbild von dem, was es halt erlebt. Du kommst ja nicht so auf die Welt. Niemand kommt so auf die Welt, oder als Hassprediger oder sonst etwas. Und dementsprechend war die Kindheit-, roch stressig, roch beschwerlich. Wobei ich letztens halt auch noch einmal über das so reflektiert habe und dann kam mir so, hinten auf der Couch, in einem ruhigen Moment, kam mir dann, wie mich das doch damals geprägt hat, diese Umstände, dass man als Kind-, weil, das war bei mir so, es kam dann eben letztens noch einmal raus, dass du dir denkst, in deinem Kinderzimmer: Ey ich muss mein Zeug packen, ich muss jetzt hier meine Familie, meine Schwester, meine Mutter, meinen Vater, die du ja natürlich eigentlich liebst, da ist ja, wenn du auf die Welt kommst, erst einmal keine Abneigung da, ist ja Quatsch. Aber ich muss die alle verlassen, ich muss zur Polizei gehen, die anzeigen, um dann in ein Jugendheim zu kommen um gegebenenfalls die Chance zu bekommen auf ein normales Leben, auf ein Leben, wo ich auch nicht Angst haben muss, geschlagen zu werden, oder, oder, oder. All die Dinge, da dranhängen. Im Nachhinein die Dinge, so wie sie damals waren, haben den Menschen hervorgebracht, der ich heute bin und ich bin relativ zufrieden mit mir, da kann ich jetzt eigentlich nicht so böse darauf sein. Das macht ja schon etwas mit dir. Daraus auch wahrscheinlich diesen Gerechtigkeitsgedanken gehabt, weil ich wusste auch als Kind, das ist nicht richtig, dass hier jemand geschlagen wird, wenn dein Papa deine Mutter vor deinen Augen schlägt und du machtlos bist. Dann direkt weißt: okay, Recht haben und Recht bekommen, das geht hier gerade so weit auseinander. Das sind ja dann die Momente, die dich dahingehend prägen, dass du dann auch vielleicht so Sachen machst. Zu mir hat ein Arbeitskollege gesagt: „Du, finde ich geil, dieses BlueFuture Project!“ Also ein alter Arbeitskollege bei der Versicherung. „Aber ich verstehe gar nicht, warum du das machst. Ich bin doch voll-. Ich will hier arbeiten, vielleicht mach ich auch irgendwann mal etwas bei der Polizei noch, aber ich will halt einfach schaffen montags bis freitags, am Wochenende Bier, Fußball. Ich bin glücklich. Ich hätte gar keinen Bock auf den Stress, Chris.“ Das sind halt Dinge, die dann den Leuten vielleicht fehlen.
Dirk Schmidt: Anderes Weltbild. Hast du denn Frieden geschlossen mit deiner Familie?
Christoph Dillenburger: Mit meiner Mutter? Das war halt so: Als ich ausgezogen bin, hatte ich lange keinen Kontakt. Zuerst nur zu meiner Schwester, zu meiner Mutter, zu meinem Vater. Bei meiner Schwester hat sich das relativ schnell gelegt, weil wir auf einer Beerdigung auch zusammengekommen sind, dann war sie schwanger, sie hatte auch nicht mehr den Kontakt zu unserer Familie auf der Seite und dann hat sich das noch mal so gelegt. Man kann ja-. Man wird ja reifer, man kann über gewissen Dingen stehen, dann hat man sich ausgesprochen und dann war das gut. Irgendwann auf dieser Reise der Persönlichkeitsentwicklung bin ich dann auch an einen Punkt gekommen zu sagen: Ja, auf der einen Seite, wir nehmen immer gern für Dinge, die wir gut gemacht haben, wo wir tolle Leistungen abgeliefert haben, Lob entgegen. Da sind wir immer stark drin, aber das Negative, das blenden wir oft aus. Und dann hab ich auch für mich meine Anteile gesehen als Kind, als Teenager, der vielleicht schon in seinem Weltbild die Mutter unterstützen wollte und helfen wollte und Dinge toll machen wollte aber dann auch oft nicht einfach war als in der Schule auffälliger Typ, als Junge, der sich viel dann mit Freunden auf der Straße herumgetrieben hat, andauernd Blödsinn angestellt hat und so auffällig war. So bin ich dann auch zu dem Entschluss gekommen, zu meiner Mutter zu fahren, mich mit ihr auszusprechen, was ich dann gemacht habe, die Dinge zu klären und es war echt ein cooles Gespräch danach. Bei meinem Papa ist es so: Ich bin nicht psychologisch krass versiert, dass ich jetzt (?Dauerstudiengang) gemacht hätte und all die Dinge exakt beurteilen kann, aber da deutet schon sehr viel darauf hin, dass da auch eine psychische Erkrankung das Verhalten hervorgerufen hat und nach wie vor das Verhalten bestimmt dieses Menschen, meines Papas, und deshalb hat es da noch nicht die Möglichkeit gegeben von meiner Seite auch aus, weil es in der Vergangenheit immer so war, dass, wenn ich diesen Schritt gemacht habe; ich habe schon relativ früh-, als Dreizehnjähriger hab ich gesagt, so: „Papa, ich möchte keinen Kontakt mehr zu dir, weil es tut mir nicht gut.“ Das habe ich schon früh erkannt, weil es eben genau so war. Immer, wenn ich mit dieser Person dann Kontakt hatte oder bei ihm war und halt, dann habe ich mich danach immer schlechter gefühlt, ich hatte immer den Kopf voller negativer (?Glaubenssätze) und all die Dinge wären jetzt ja genauso. Deshalb hat sich da noch nie so dieser Punkt ergeben, dass ich sage, so, das wäre jetzt noch etwas, was ich machen muss.
Dirk Schmidt: Ja. Wie wichtig, glaubst du, ist das Umfeld für uns?
Christoph Dillenburger: Sehr wichtig. Ich habe über die Persönlichkeitsentwicklung – ein Riesenthema, finde ich, für jeden Menschen, etwas, was man auch vielleicht Kindern mal in der Schule beibringen sollte, oder wie man damit arbeitet – in diesem Bereich habe ich einen Satz kennengelernt, der lautet: Wir sind der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen wir die meiste Zeit verbringen. Und das ist ja dann-, das sagt schon alles zu deinem Umfeld, so, hängst du ab mit ehrgeizigen Leuten, mit sportlichen Leuten, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass du ähnlich drauf bist, dass du auf deinen Körper achtest, dich gut ernährst und einfach guckst, was ist gut und was nicht. Wenn du mit zielstrebigen Leuten im Beruf oder im Studium abhängst und zusammen (?echt) Zeit verbringst, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass du auch eben da in die Bahn kommst. Da war für mich sehr schnell klar, dass – auch am Anfang schon unterbewusst, wo ich das noch nicht benennen konnte – dass ich aber mit so Menschen eben Zeit verbringen will, mich an die dranhängen will, nicht auf die egoistische Art, sondern auf die-. Ich versuche nett zu sein, ich versuche einfach jemand zu sein, mit man auch gern Zeit verbringen kann und dann kann man darüber auch so eine Augenhöhe, Win-win-Situation kreieren, die für alle einfach dann toll ist. Wir wussten das ja auch schon alle als Kinder, wenn die Mutter zu dir gesagt hat: „Mit wem bist du denn draußen? Mit wem gehst du spielen?“ Weil da auch schon, eben-. Zeig mir deine Freunde und ich sag dir, wer du bist. Das wusste ich schon vor „Wir sind der Durchschnitt der fünf Leute.“ Deshalb, Umfeld, super super wichtig.
Dirk Schmidt: Super wichtig. Interessant, in der Schule, der Biddulph, heißt der, der hat ein interessantes Buch geschrieben. „Jungs und wie sie glücklich heranwachsen.“ Er beschreibt zum Beispiel, das haben wir auch erlebt, in der Grundschule schon, oder in der weiterführenden Schule, dein Umfeld, oder mein Umfeld, waren immer-, wenn das jetzt zum Beispiel Dreierkandidaten gewesen wären, Dreier, Vierer, notenmäßig, und du hast eine Eins gehabt oder hättest immer Einser gehabt, hätten die sich von dir (Christoph Dillenburger: Distanziert.) distanziert. (Christoph Dillenburger: Macht Sinn.) Sonst wärst du der Streber bei denen gewesen. Du hast also schon angepasst. Damit du das Potenzial gehabt hast, hat der Biddulph festgestellt, schreiben Jungs, der redet immer von Jungs, lieber eine Drei, damit sie dazugehören zu ihrer Peergruppe, so nennt er das, um nicht ausgeschlossen zu werden. (Christoph Dillenburger: Wir sind halt Rudeltiere.) Das ist spannend.
Christoph Dillenburger: Das ist so einer der größten Instinkte da in uns drin, uns zu vernetzen, auf Augenhöhe gegenüberzutreten.
Dirk Schmidt: Was ist dein Lieblingsgetränk?
Christoph Dillenburger: Wenn ich jetzt Wasser sage, klingt es so, als wäre das gestellt. Aber tatsächlich – ich trinke eigentlich fast nur Wasser, weil mir so dieses- Softgetränke, wie Cola, das ist mir alles zu süß, Kaffee kann ich gar nicht trinken, Bier schmeckt mir tatsächlich auch nicht, nicht mal so alkoholfreie Dinger. Tee. Tee ist dann immer noch-, Tee ist ganz angenehm.
Dirk Schmidt: Aber auch ein hoher Wasseranteil. Trinkst du Wasser Natur oder Medium oder Kohlensäure?
Christoph Dillenburger: Meistens ohne Kohlensäure. Dieses sprudelnde, da muss ich nur aufstoßen davon, aber sonst hat mir das keinen Mehrwert gegeben.
Dirk Schmidt: Dein Lieblingszitat?
Christoph Dillenburger: Gehabt zu haben befreit vom Haben. Ich habe das sehr stark in meiner Karriere als Versicherungsaußendienstler kennengelernt. Ich hatte immer, wie ich dir auch eingangs erzählt habe, dieses starke Sicherheitsgefühl in mir, was mich sehr getrieben hat, in diese Position dann auch und zu diesem Gehalt und all das, was damit zusammenhängt, aber dann dort zu sein und dieses dort so zu erleben, zu haben, all das was damit zusammenhängt, befreit Dich ganz schnell davon, dass du realisierst, das ist nichts, was es sich zu haben lohnt im Leben. Dahingehend auch das Zitat. (Dirk Schmidt: Sag nochmal das Zitat.) Gehabt zu haben befreit vom Haben. Ist mit vielen Dingen, schnellen Autos und vielen Frauen.
Ja das war der erste Teil des Interviews mit Christoph Dillenburger. Weitere Informationen über Chris und sein Startup BlueWater Project für sauberes Wasser in Afrika findest Du wie immer in der Podcastbeschreibung. Und vielleicht hast Du auch Lust und Bock darauf, dieses Projekt zu unterstützen. Es würde uns sehr sehr freuen. In der zweiten Folge erfährst du unter Anderem, warum gehabt zu haben vom Haben befreit und Chris erzählt uns, wie er aus seiner schwierigen Kindheit und Vergangenheit seinen positiven Lebensweg gefunden hat. Sehr spannend. Den zweiten Teil meines Gespräches mit Chris kannst Du Dir hier in Kürze anhören. Es lohnt sich für dich. Meine Bitte: Wenn Dir diese Folge gefallen hat, hinterlasse mir bitte eine Fünf-Sterne-Bewertung, ein Feedback und abonniere diesen Podcast. Ich danke Dir. Vielen lieben Dank, dass Du dabei warst und wir hören uns in der nächsten Folge wieder. Dein Dirk.